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Gelenkprobleme können viele Ursachen haben. Chronische Überlastung, Arthrose, Rheuma oder Infektionen spielen eine große Rolle. Doch wenn ein Händedruck plötzlich zur Qual wird, die Finger den Bleistift nicht mehr greifen können oder die Schulter aus rätselhaften Gründen unerträglich schmerzt, kann das auch mit Diabetes zusammenhängen.

Hand kann verschieden betroffen sein

So entwickeln Diabetespatienten im Laufe der Jahre oft mehr oder weniger ausgeprägte Veränderungen an den Händen, die Schmerzen, Gefühlsstörungen und Bewegungseinschränkungen verursachen können. Dazu zählen etwa das Karpaltunnel-Syndrom oder der schnellende Finger. Die "Frozen Shoulder" ist eine schmerzhafte Bewegungsstörung im Schultergelenk, die zum Glück meistens, wenn auch oft erst nach Jahren, von alleine ausheilt.

Diese typischen Beschwerden bei Diabetes stellen wir im Folgenden vor.  Ob Rheuma oder andere Gelenkprobleme: Wenden Sie sich möglichst früh an  einen Arzt – idealerweise einen Spezialisten, zum Beispiel einen  Rheumatologen. Eine rechtzeitige, gezielte Behandlung ist nicht nur  wichtig, um Beschwerden zu lindern und die Beweglichkeit  wiederherzustellen. Sie verhindert in vielen Fällen, dass die Symptome  chronisch werden.

Frozen Shoulder: Versteiftes Schultergelenk

Die "Frozen Shoulder" ist eine Erkrankung des Schultergelenks, die mit der Zeit von selbst wieder verschwindet. Sie verläuft typischerweise in drei Stadien.

  • Stadium 1: Die Kapsel des Schultergelenks entzündet sich. Es kommt zu plötzlichen Schmerzen in der Schulter, die im Laufe von Wochen bis Monaten immer stärker werden. Vor allem in Ruhe und nachts sind sie oft unerträglich.
  • Stadium 2: Die Entzündung geht zurück. Die Schmerzen lassen nach. Die Gelenkkapsel verhärtet und das Schultergelenk wird immer steifer, es friert ein.
  • Stadium 3: Die Schulter wird wieder beweglicher.
Frozen Shoulder: Im Verlauf der Erkrankung verhärtet die Gelenkkapsel und das Schultergelenk versteift

Frozen Shoulder: Im Verlauf der Erkrankung verhärtet die Gelenkkapsel und das Schultergelenk versteift

Diagnose: Die Einschränkung der Beweglichkeit liefert dem Arzt meist den entscheidenden Hinweis, dass eine Frozen Shoulder vorliegt. Die Krankheit wird häufig nicht rechtzeitig erkannt, sodass es dauert,  bis eine gezielte Behandlung beginnt. Dabei lässt sich mit dieser der  Krankheitsverlauf in der Regel verkürzen und die Symptome lindern. Das Röntgenbild sieht bei einer versteiften Schulter meist normal aus. Es kann aber, ebenso wie eine Ultrschalluntersuchung helfen, andere mögliche Diagnosen auszuschließen.

Behandlung: Zu  Behandlung gehören eine regelmäßige Physiotherapie, um die Beweglichkeit  des Schultergelenks zu verbessern, sowie schmerz- und  entzündungshemmende Medikamente, um die Beschwerden zu lindern  (Einnahmedauer und Dosis mit dem Arzt und Apotheker besprechen). Es kann  sinnvoll sein, die Schulter in Narkose zu dehnen. Im Einzelfall kann  ein operativer Eingriff per Gelenkspiegelung (Arthroskopie) helfen.

Cheiropathie: Steife Finger

Die Cheiropathie ist eine typische Diabetes-Folgeerkrankung, die bei Stoffwechselgesunden eher selten vorkommt. Weil sich Bindegewebe, Sehnen und Haut der Hände verhärten und verdicken, lassen sich die Finger nicht mehr richtig strecken. Meist beginnt die Cheiropathie am kleinen Finger. Nach und nach dehnt sie sich auf die anderen Finger aus. Die Cheiropathie macht wenig Beschwerden.

Diagnose: Ein einfacher Test reicht aus, um das Handleiden zu diagnostizieren. Dabei legt der Patient die Handflächen wie zum Gebet flach aufeinander. Bei einer Cheiropathie berühren sich dann nur die Fingerspitzen und die Handballen.
Eindrucksvoll ist der Farbtest: Dazu drückt man die in Farbe getauchten Hände auf ein Blatt Papier. Bei einer fortgeschrittenen Cheiropathie werden nur die Handballen und die Fingerspitzen sichtbar.

Behandlung: Um die Beweglichkeit ihrer Finger zu verbessern, sollten Patienten mit einer Cheiropathie regelmäßig Handgymnastik machen und auf möglichst gute Blutzuckerwerte achten.

Weitere Hand-Probleme

Die Dupuytren-Kontraktur ist eine der häufigsten Hand-Krankheiten überhaupt, gefolgt vom Karpaltunnel-Syndrom und dem schnellenden Finger. Gemeinsam haben auch diese Krankheiten, dass sie bei Diabetikern etwas häufiger auftreten als bei Stoffwechselgesunden. Die folgenden Steckbriefe beschreiben Ursachen und Symptome häufiger Handprobleme bei Diabetes, und wie Spezialisten sie behandeln können.

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1. Dupuytren-Kontraktur

Die Bindegewebsfasern in der Handfläche verdicken und verkürzen sich, sodass einer oder mehrere Finger nicht mehr richtig gestreckt werden können. Oft sind kleiner Finger und Ringfinger betroffen. Schmerzen treten selten auf.

Diagnose: In der Handfläche sind knotige oder strangähnliche Verhärtungen tast- und sichtbar. Ähnlich wie bei der Cheiropathie lassen sich die Hände nicht mehr flach aufeinanderlegen.

Behandlung: Die verhärteten Bindegewebsstränge können operativ entfernt werden. Es gibt weitere Therapieverfahren, die im Einzelfall sinnvoll sein können. Dazu berät der Arzt.

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2. Karpaltunnel-Syndrom

Der Karpaltunnel ist eine Engstelle am Handgelenk, durch die der Mittelhandnerv verläuft. Schwillt das Gewebe im Tunnel, gerät der Nerv unter Druck. Das zeigt sich zuerst durch Kribbeln oder Taubheitsgefühl in Daumen, Zeige- und Mittelfinger. Später können Schmerzen dazukommen und die Kraft im Daumen nachlassen.

Diagnose: Das Karpaltunnel-Syndrom lässt sich anhand der Symptome und neurologischer Untersuchungen einfach diagnostizieren.

Behandlung: Bewährt hat sich die nächtliche Ruhigstellung durch eine spezielle Schiene. Reicht das nicht, kann das Dach des Karpaltunnels durchtrennt werden, sodass der Nerv entlastet wird.

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3. Schnellender Finger

Die Beugesehne des Fingers entzündet sich (rot markiert) und verdickt. Die Sehne gleitet nicht mehr ungehindert durch die Ringbänder. Der Finger hakt, wenn man versucht, ihn zu strecken. Bei verstärkter Anstrengung schnellt er wie ein Klappmesser in die gestreckte Position. Anfangs kann es zu Schmerzen vor allem an der Innenseite des Fingers kommen. Jeder Finger kann betroffen sein.

Diagnose: Die typischen Beschwerden erleichtern die Diagnose. Oft lassen sich die knotigen Verdickungen auch ertasten.

Behandlung: In leichteren Fällen helfen entzündungshemmende Medikamente (lassen Sie sich vom Apotheker beraten). Reicht das nicht, kann der Arzt das Ringband, an dem die Sehne blockiert, operativ spalten.