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Für die Insulintherapie ist in Deutschland eine Vielzahl von Insulinen erhältlich. Sie lassen sich nach ihrer Herstellung und nach ihrer Wirkdauer unterscheiden.

In Deutschland vertriebenes Insulin wird gentechnisch im Labor hergestellt. Humaninsulin gleicht dabei in seiner Struktur dem menschlichen Insulin. Analoginsuline besitzen dagegen einen veränderten Aufbau. Sie wirken deswegen besonders schnell und kurz oder besonders langsam und langanhaltend im Vergleich zu normalem Insulin.

Wichtig: Alle folgenden Angaben zu Eintritt, Maximum und Dauer der Wirkung sind grobe Richtwerte. Die tatsächliche Wirkung eines Insulinpräparats kann sich individuell stark unterscheiden.

1. Schnell wirkende Insuline

Sie dienen in der Diabetestherapie dazu, den Insulinbedarf zu den Mahlzeiten abzudecken, den sogenannten Bolus. Zudem lassen sich kurzzeitig zu hohe Blutzuckerwerte mit einer Dosis schnell wirkenden Insulins korrigieren.

Schnelle Insuline haben im Vergleich zum Humaninsulin den Vorteil, dass sich mit ihnen Blutzuckeranstiege nach dem Essen leichter abfangen und Unterzuckerungen infolge zu langer Wirkung besser vermeiden lassen.

Die blutzuckersenkende Wirkung tritt meist nach rund zehn bis 15 Minuten ein, bei besonders schnellem Turbo-Insulin sogar nach fünf Minuten. Der Zeitpunkt der größten Wirkung wird oft nach rund einer Stunde erreicht, bevor diese nach etwa drei Stunden abebbt. Bei Humaninsulin wird der Höhepunkt erst nach zwei bis drei Stunden erreicht. Die Wirkung kann bis zu acht Stunden andauern.

Abhängig vom Insulinpräparat und dem aktuellen Blutzuckerspiegel kann es sinnvoll sein, schnelles Insulin eine bestimmte Zeit vor dem Essen zu spritzen. Das soll je nach geplanter Mahlzeit verhindern, dass die Werte zu stark ansteigen, bevor das Insulin wirkt. Wann es sinnvoll ist, einen Spritz-Ess-Abstand einzuhalten, und wie lang dieser sein sollte, klären Menschen mit Diabetes immer mit ihrem Arzt im Rahmen der Therapie-Einstellung. Dank moderner Turbo-Insuline ist ein Spritz-Ess-Abstand heute oft unnötig.

Info: Insulinkonzentration

Insulin für Patronen und Pumpen ist meist in der Konzentration U100 erhältlich. U100 bedeutet, dass ein Milliliter Flüssigkeit 100 Einheiten Insulin enthält.

Langzeit- und Kurzzeitinsuline gibt es in Fertigpens vereinzelt auch in den Konzentrationen U200 und U300. Die höhere Konzentration soll die Wirkdauer verlängern und das Volumen der Injektion verringern.

2. Lang wirkende Insuline

Sie decken den von den Mahlzeiten unabhängigen Grundbedarf des Körpers an Insulin ab. Lang wirkende Insuline heißen auch Basalinsuline. In der Regel werden sie ein- oder zweimal täglich gespritzt. Lang wirkende Insuline sollen die natürliche Aktivität der Bauchspeicheldrüse unabhängig vom Essen nachahmen. Diese gibt laufend kleine Mengen an Insulin ins Blut ab, um die Zuckerwerte stabil zu halten.

Auch bei den Langzeitinsulinen gibt es verschiedene Präparate, die sich in ihrem Verhalten unterscheiden. Die Wirkung tritt nach einer Stunde oder später ein und endet nach rund 16 bis 24 oder sogar erst nach 48 Stunden. Da Langzeitinsuline eine flache Wirkungskurve besitzen, haben sie kein so ausgeprägtes Wirkungsmaximum wie andere Insulinarten.

Verzögerungsinsuline bilden einen Mittelweg zwischen kurz und lang wirkenden Insulinen. Sie heißen auch Intermediärinsuline. NPH-Insulin (Neutral Protamin Hagedorn) ist Humaninsulin, das durch den Zusatz von Protamin verspätet seine Wirkung entfaltet. Es besitzt einen ausgeprägteren Wirkhöhepunkt als echtes Langzeitinsulin. Die Gefahr nächtlicher Unterzuckerungen ist bei Verzögerungsinsulin größer als bei den Langzeitinsulinen.

3. Mischinsuline

Mischinsuline enthalten ein kurz und ein lang wirksames Insulin. Es gibt sie in unterschiedlichen Kombinationen (Humaninsulin + NPH-Insulin; kurz wirkendes Analoginsulin + Verzögerungsstoff) und unterschiedlichen Mischungsverhältnissen (zum Beispiel 30/70 = 30 Prozent schnell wirkendes + 70 Prozent lang wirkendes Insulin). Der Anteil kurz wirksamen Insulins liegt je nach Präparat zwischen 15 und 50 Prozent. Mischinsuline kommen im Rahmen der konventionellen Therapie (CT) zum Einsatz und sind vor allem für Menschen geeignet, die einen regelmäßigen Tagesablauf mit festen Essens- und Bewegungsgewohnheiten haben.