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Schwieriges Thema, diese Versicherungen? So viel Kleingedrucktes und unverständliche Klauseln, auf die es aber oft ankommt, damit die Versicherung im Ernstfall greift — und zahlt. Menschen mit Diabetes müssen besonders gut informiert sein, um einen günstigen Vertrag zu ergattern. Wegen möglicher Folgeerkrankungen sollten sie zudem darauf achten, dass sie ohne Lücken versichert sind.

Berufsunfähigkeit absichern: Manchmal geht doch etwas

Wer krankheitsbedingt gar nicht mehr arbeiten und nichts mehr verdienen kann, fällt schlimmstenfalls in Armut. Hier springt die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) ein. Diese sollten Sie am besten in jungen Jahren abschließen, dann sind die Beiträge wesentlich niedriger.

An Diabetes Erkrankte sollten alle Gesundheitsfragen ehrlich und vollständig beantworten, sonst können die Versicherer im Schadensfall die Zahlung verweigern. Viele lehnen Menschen mit Diabetes als Kunden ab, zu hoch ist den Anbietern das Risiko, später viel Geld zahlen zu müssen.

Was tun? Peter Grieble, Versicherungsexperte bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, rät, bei Versicherungsmaklern nachzufragen, die nicht nur ein bestimmtes Unternehmen vertreten. Diese haben einen breiteren Überblick über den Markt und wissen, welche Anbieter sich für Menschen mit chronischen Erkrankungen eignen.

Sie können auch mehrere Angebote abfragen, ohne gleich konkrete Kundendaten preisgeben zu müssen. „Sagt ein Versicherer unter diesen Umständen zu und stimmen alle Bedingungen, kann ein Abschluss mit persönlichen Daten erfolgen“, sagt Anwalt Oliver Ebert, Rechtsexperte in Sachen Diabetes aus Stuttgart. Das Risiko ist so geringer, dass ein Versicherer den Antrag nur deshalb ablehnt, weil ein Konkurrent in der zentralen Branchen-Datenbank bereits seine Absage hinterlegt hat.

Kleingedrucktes bitte lesen!

Gerade bei der BU-Versicherung sind die Details enorm wichtig. Und viele davon überblickt man ohne fachkundige Hilfe kaum.

Ein Beispiel: Manche Versicherer zahlen nur, wenn Sie vor dem 60. Lebensjahr berufsunfähig werden. „Natürlich wäre eine Laufzeit bis zur Rente ideal, aber dieser Maximalschutz ist nicht immer bezahlbar. Dann ist die Grenze mit 60 besser als nichts“, sagt Peter Grieble. Eine BU-Versicherung ist grundsätzlich nicht preiswert. Schon eine gesunde, junge Angestellte mit Bürojob muss schnell mehr als 100 Euro pro Monat dafür aufbringen. An Diabetes Erkrankte müssen manchmal spezielle Zuschläge beim BU-Schutz zahlen, die deutlich über 100 Prozent des Beitrags liegen können. Unbedingt also Hilfe suchen, um Ausschlussklauseln zu vermeiden, die etwa typische Diabetes-Folgeerkrankungen vom Leistungsschutz ausnehmen.

Das müssen Sie bei privaten Krankenkassen beachten

Private Krankenversicherungen akzeptieren Menschen mit Diabetes häufig nicht. Ärgern Sie sich nicht, so bleiben Ihnen hohe Aufschläge erspart, die im Rentenalter selbst für Gesunde oft kaum bezahlbar sind. Auch werden nur Leistungen erstattet, die im Vertrag stehen: schlecht, wenn man etwa feststellen muss, dass die Insulinpumpe ausgeschlossen ist. Gesetzliche Krankenkassen müssen Sie hingegen aufnehmen, selbst wenn Sie mehrere chronische Krankheiten haben sollten. Wer gesetzlich versichert ist, wird außerdem automatisch pflegeversichert.

Lohnt sich eine Unfallversicherung?

Sie zahlt, wenn Menschen nach einem Unfall in der Freizeit oder zu Hause zum Beispiel schwerbehindert werden. Infrage kommen solche Policen vor allem für Selbstständige, die bei der Arbeit nicht gesetzlich unfallversichert sind, oder Personen mit einem hohen Unfallrisiko, Motorradfahrer etwa.

Die gute Nachricht: Eine Unfall-Police ist leichter zu bekommen als eine BU-Police. Allerdings wird vor dem Abschluss mitunter nach Vorerkrankungen gefragt, dann ist mit Aufschlägen bei den Prämien zu rechnen.

Verbraucherschützer Grieble warnt: „Eine Unfallversicherung ersetzt keine BU-Versicherung. Geld gibt es wirklich nur nach einem Unfall und nicht, weil man aus anderen Gründen nicht mehr arbeitsfähig ist.“ Experte Ebert rät, auch hier auf Details zu achten: „Wer sich mit sehr niedrigem Blutzucker ans Steuer setzt und einen Unfall macht, hat möglicherweise fahrlässig die Unterzuckerung ausgelöst und könnte den Versicherungsschutz verlieren.“

Preiswert und wichtig: Risikolebensversicherung

Hier wird kein Geld fürs Alter gespart, sondern die Angehörigen bekommen etwas, wenn der Versicherte während der Vertragslaufzeit stirbt. Schon für weniger als zehn Euro im Monat können sich gesunde Menschen eine Auszahlung von 100 000 Euro für den schlimmsten Fall sichern. Doch es wird die Gesundheit gecheckt — und nicht selten werden Menschen mit Diabetes dann abgelehnt, oder es sind Zuschläge fällig. Klare Empfehlung: unabhängig beraten lassen!

Was tun, wenn eine Versicherung nicht zahlt?

Leider müssen gerade chronisch Kranke oft um ihr Recht kämpfen. Wird um Beträge gestritten, die über 10 000 Euro liegen, kann der Ombudsmann der Versicherungen nicht mehr kostenlos einspringen und vermitteln. Dann bleibt nur der oft teure Weg übers Gericht. Gut, wenn Sie eine Rechtsschutzversicherung haben, die Anwalts- und Gerichtskosten übernimmt. Rechtsanwalt Ebert empfiehlt, diese abzuschließen, noch bevor Sie den BU-Vertrag unterschrieben haben. Oder Sie sollten sich ausdrücklich zusichern lassen, dass die Rechtsschutzpolice auch für Ihren BU-Vertrag gilt. Sonst haben Sie zwar einen Rechtsschutz, aber Geld bekommen Sie dann womöglich ausgerechnet für diesen Prozess nicht.

Vertrag

Soziales und Recht bei Diabetes

Berufsleben, Führerschein, Versicherungen: Was ist bei Menschen mit Diabetes anders? Ein Überblick über häufige Rechtsfragen zum Artikel


Quellen:

  • Oliver Ebert: Versicherungen mit Diabetes, Versicherung für Menschen mit Diabetes – ein großes Problem in der Praxis. https://www.diabetesde.org/... (Abgerufen am 16.03.2023)
  • Stiftung Warentest: Berufs­unfähigkeits­versicherung, Versicherungs­schutz für Typ-1-Diabetiker . https://www.test.de/... (Abgerufen am 16.03.2023)