Vorsorgetermin beim Augenarzt
Unverzichtbar bei Diabetes: Der regelmäßige Augencheck. Doch einen Termin beim Augenarzt zu bekommen ist mitunter schwierig

Durchblick behalten: Wer Diabetes hat, sollte mindestens alle zwei Jahre seine Augen untersuchen lassen
Eine gute Nachricht: Die Zahl der Diabetiker, die wegen eines Netzhautschadens erblinden, hat sich laut einer süddeutschen Studie in den letzten Jahren halbiert. Vermutlich, weil sich die Schäden — rechtzeitig erkannt — immer besser behandeln lassen. Und weil viele Menschen mit Diabetes die empfohlenen Vorsorgetermine beim Augenarzt wahrnehmen. Doch, und das ist die schlechte Nachricht: Oft ist es gar nicht so einfach, einen Termin zu bekommen.
Langer Atem gefragt
Bei einer repräsentativen Befragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung gaben vier von zehn Bundesbürgern an, dass sie länger als drei Wochen auf einen regulären Termin beim Augenarzt warten müssen. Einer Umfrage unter rund 1400 Augenärzten zufolge sind auch sechs bis 18 Wochen Wartezeit nichts Ungewöhnliches. Acht Prozent der befragten Ärzte gaben an, keine neuen Patienten anzunehmen. Bei drei von vier Ärzten lassen sich Wartezeiten in der Praxis von unter einer halben Stunde nicht realisieren.
Neue Behandlungen kosten Zeit
Keine Frage, die rund 8000 Augenärzte in Deutschland haben viel zu tun. Auch deshalb, weil sich viele Augenkrankheiten heute gut behandeln lassen. Etwa das diabetische Makulaödem. Dabei kann der Arzt die Sehkraft durch Medikamentengabe in das Auge oft erhalten. "Diese Behandlung kostet aber Zeit und erfordert mehrere Termine", sagt Augenarzt Dr. Christoph Eckert aus Herrenberg. Ein weiterer Grund für volle Wartezimmer: Weil wir immer älter werden, nehmen altersbedingte Augenprobleme zu.
Nachwuchsmangel auf dem Land
Brauchen wir also mehr Augenärzte? "Insgesamt gibt es genug, nur nicht immer da, wo sie gebraucht werden", sagt Janka Hegemeister vom Spitzenverband Bund der Krankenkassen. Vor allem in ländlichen Regionen und im Osten Deutschlands fehlt es an Nachwuchs. Wer in unterversorgten Gegenden eine Praxis eröffnet, wird zwar von den Kassenärztlichen Vereinigungen finanziell unterstützt. "Aber das reicht oft nicht, um junge Mediziner aufs Land zu locken", sagt Dr. Roland Stahl von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Doch auch wenn man mitunter länger fahren oder warten muss: "Insgesamt ist die augenärztliche Versorgung in Deutschland gut", sagt Stahl. Das bestätigt Professor Dr. Bernd Bertram aus Aachen, Vorsitzender des Berufsverbands der Augenärzte: "Im internationalen Vergleich hat Deutschland die kürzesten Wartezeiten für Facharzttermine. Notfälle werden kurzfristig untersucht." Wer hingegen für einen Routinecheck zu einer bestimmten Zeit zu seinem Wunscharzt möchte, müsse eben mit ein paar Wochen Wartezeit rechnen.
Heimbewohner kommen oft zu kurz
"Tatsächlich zu kurz kommen Bewohner von Pflege- und Seniorenheimen", sagt Professor Dr. Frank Holz, Vorsitzender der Stiftung Auge der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft. Einer bundesweiten Studie zufolge haben fast zwei Drittel aller Heimbewohner, darunter viele Diabetiker, ein behandlungsbedürftiges Augenproblem. Bei den meisten lag der letzte Augenarztbesuch aber mehr als vier Jahre zurück. "Viele haben niemanden, der sie zum Arzt bringen kann", sagt Holz, der sich mit Kollegen dafür engagiert, die Situation der Heimbewohner zu verbessern. Etwa durch betreute Sammeltransporte an festen Terminen und Untersuchungen direkt in den Heimen.
Für alle anderen gilt: Bitte rechtzeitig um einen Termin kümmern. Wie Sie keinen Augencheck verpassen, lesen Sie hier:
Aktionsplan für gesunde Augen

Wann sollte ich zum Augenarzt?
Bei Typ-2-Diabetes sollten die Augen gleich nach der Diagnose untersucht werden. Denn oft war der Blutzucker schon Jahre zuvor erhöht und hat möglicherweise die Netzhaut geschädigt.
Bei Typ-1-Diabetes reicht es, ab dem fünften Erkrankungsjahr regelmäßig zum Augenarzt zu gehen.
Egal welcher Diabetestyp: Alle zwei Jahre zum Augenarzt ist das Minimum.
Abhängig vom persönlichen Risiko, das der Arzt einschätzt, können häufigere Termine nötig sein.

Wie bekomme ich einen Termin?
Rechtzeitig anmelden:
"Rufen Sie spätestens zwei bis drei Monate bevor die nächste Untersuchung ansteht beim Augenarzt an", rät Prof. Bertram.
Hausarzt um Hilfe bitten: Falls es dringend ist, kann Ihnen evtl. Ihr Hausarzt kurzfristig einen Termin besorgen.
Servicestelle anrufen: Terminservicestellen (www.bundesgesundheitsministerium.de/terminservicestellen) sind verpflichtet, Ihnen einen Termin in den nächsten vier Wochen zu vermitteln, jedoch nicht beim Wunscharzt.
Tipp
Sagen Sie bei der Terminvereinbarung, dass Sie zum Netzhautcheck kommen und die Pupillen weit getropft werden müssen. So sparen Sie beim Termin vielleicht Zeit.

Was, wenn kein Arzt in der Nähe ist?
Nützliches mit Angenehmem verbinden: Falls Sie weiter fahren müssen, etwa in die nächste Großstadt: Nutzen Sie die Gelegenheit, und kombinieren Sie den Arztbesuch mit einem Ausflug zu zweit. Eine Begleitperson ist ohnehin sinnvoll, wenn Sie mit dem eigenen Fahrzeug kommen. Wegen der weit getropften Pupillen sehen Sie vorübergehend schlechter und dürfen bis zu vier Stunden nicht ans Steuer.