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Schlimmer geht immer, so lautet einer dieser sinnfreien Sprüche, die für mich als Optimistin auf den Index gehören. Tatsächlich haben mir die Umstände, welche die Corona-Krise mit sich bringt, gezeigt, dass diese Redensart durchaus zutreffen kann. Während meiner Tage im Homeoffice. Aber der Reihe nach…

Isabelle Fabian lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Sachsen

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Seit der Schulschließung war ich zu Hause und für die Kinderbetreuung zuständig. Vergangene Woche tauschten mein Mann und ich die Rollen. Er baute Überstunden ab, während ich bei meiner Stammredaktion den Recherchedienst übernahm. Die Tage fühlten sich wie Urlaub an. Natürlich habe ich nicht gefaulenzt, gerade in Zeiten von SARS-CoV-2 gibt es unheimlich viel zu tun. Aber ich musste mich nicht um den Haushalt, nass gepullerte Hosen oder das Diabetesmonster kümmern. (Wobei Letzteres nur bedingt stimmt, denn Anrufe der Art "Wie viel Insulin müssen wir denn spritzen?" erhielt ich im Büro trotzdem.)

Letzte Woche wäre gleich noch mal Redaktionsdienst angesagt gewesen, allerdings ist mein Mann in einem wichtigen Projekt eingebunden, bei dem er auf keinen Fall fehlen darf. Also habe ich mich bemüht, dass ich zu Hause recherchieren kann. Ins Thema einlesen, telefonieren und Filmdrehs organisieren: "Das muss doch auch im Homeoffice funktionieren." Dachte ich.

Ich kannte zwar die verzweifelten Berichte meiner Freundinnen, die Szenarien aus Horrorfilmen glichen, aber ich, mit meiner unerschütterlichen positiven Einstellung, würde das schaffen! Der erste Tag lief wirklich bombig an: Konstantin und ich nebeneinander am Schreibtisch. Das Mutter-Sohn-Büro Fabian. Während mein Zehnjähriger virtuell Fragen zu Wasser beantwortete, recherchierte ich Themen für den kommenden Tag. Wusste er nicht weiter, konnten wir zwischen meinen Anrufen schnell mal googeln. Zwei Fliegen mit einer Klappe. Hochmotiviert zogen wir das durch, bis zum Mittagessen. Dass das alles so prima klappte, lag aber ehrlicherweise nur daran, dass mein Mann erst um 13 Uhr zur Arbeit musste. Demzufolge war die Vormittagsbetreuung unserer kleinen Tochter nicht meine Baustelle.

Noch besser: Während Mathilda ihr Mittagsschläfchen hielt, hatte ich keine Rechercheaufträge mehr. Alles abgearbeitet. Dann kam der Dämpfer: Pünktlich zum Erwachen saß ich mit einem neuen Sack voller Themen da. Ich schickte meine drei Lieblinge nach draußen in den Garten. Als ich telefonierte, hörte ich Gerumpel und Geplätscher. "Die Großen haben ja ein Auge auf ihre Schwester", beruhigte ich mich, ich konnte ja schlecht meinen Gesprächspartner abwürgen. Schließlich großes Gekreische auf der Terrasse: Julius und Konstantin hatten die Wasserbahn gefüllt, mit Regenwasser aus der Tonne. Meine Zweijährige stand freudestrahlend und komplett entkleidet im kühlen Nass. Bei 14 Grad in der Sonne. Als ich meine Jungs fragte, was sie sich denn dabei gedacht hätten, bekam ich folgende simple Antwort: "Mathilda wollte das doch so." Ohne Worte!

Am zweiten Homeoffice-Tag wusste ich ja nun, was mich erwartet. Die großen Brüder wurden deshalb für die Nachmittagsarbeitszeit nochmals eingenordet. Irgendwie scheine ich aber eine andere Sprache gesprochen zu haben. Ich war so in eine komplizierte Recherche vertieft, dass ich nicht mitbekam, wie sich mein Teenie in sein Zimmer verkrümelte – zum Chatten. Und Konstantin ließ seine kleine Schwester wieder einfach machen. Nach dem Motto: "Mal sehen, wie Mama reagiert." Als ich den Braten roch, war‘s auch schon passiert. Mathilda brachte mir einen Becher mit Sandkaffee an meinen Arbeitsplatz ins Wohnzimmer. Unnötig zu erwähnen, dass der Becher nur halb voll bei mir ankam und die andere Hälfte Sandkörnchen quer durch unsere Wohnung verstreut war.

Tag Nummer drei begann mit einem Großeinkauf, den mein Mann übernahm. Das bedeutete für mich, die Kinder sowohl vormittags als auch nachmittags so zu beschäftigen, dass sie sich selbst keinen Schaden zufügen und wir am Abend auch noch ein Dach über dem Kopf haben.

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Ich beklage mich nicht. Es war mein ausdrücklicher Wunsch gewesen, im Homeoffice zu arbeiten. Andernfalls hätte ich nämlich meine Dienste abgeben müssen. Nun kann ich wenigstens mitreden und meinen Freundinnen auch eine filmreife Zustandsbeschreibung liefern: Ich hänge am Telefon. Julius jagt Mathilda hinterher, die wie eine Furie schreit, einen Spielekonsole-Controller siegessicher in den Händen. Im selben Augenblick kommt Konstantin mit seinem schrillenden CGM an. Er sieht aus wie ein Boxer nach zehn Runden Kampf, blutet und hält einen Milchzahn in der Hand. Mein Gesprächspartner fragt vorsichtig, ob man später noch einmal telefonieren wolle. Es ist noch nicht mal 12 Uhr, und ich sehne mich nach einem Glas Rotwein.

Um 16:30 Uhr verabschiedet mich mein Vorgesetzter in den Feierabend: "Viel Freude bei der zweiten Schicht!", wünscht er mir. Er meint die Kinderbespaßung. Kurz darauf liege ich mit Mathilda im Trampolin in der Sonne. Sie rüttelt mich: "Mama, hopsen!" "Mama ist müde", seufze ich und erdreiste mich zu fragen: "Rollst du auf meinem Rücken eine Pizza aus?" Unser Code für Rückenkraulen. "Nein, Mama, Kaffee trinken und hopsen", bestimmt meine Kleine. Ich bin völlig perplex. Dann muss ich wohl Kaffee trinken und hüpfen.