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Getroffen hat mich die Corona-Krise spürbar Mitte März. Ab da konnte ich wegen der Verbote nicht mehr zum Schwimmen gehen. Aber dann habe ich mir einfach etwas anderes gesucht, um mich sportlich fit zu halten. Ich habe mein Schwimmtraining durch Laufen ersetzt. Und das mache ich jetzt fast täglich.

Ich bin seit fünf Jahren Typ-1-Diabetikerin. Ich spritze drei Mal täglich Kurzzeitinsulin zu den Mahlzeiten und abends Langzeitinsulin. Und ich habe einen Sensor, der fortlaufend meinen Zucker im Gewebe misst. Das erleichtert mir das Leben.

Mit Insulin und Sensoren versorgt

Für die kommenden Monate bin ich zum Glück gut versorgt. Mein Diabetologe hat mir noch mal Reserve aufgeschrieben, als das mit dem Coronavirus bei uns in Deutschland losging. Die Apotheke hat das Insulin direkt besorgt. Da gab es keine Verzögerung, alles lief wunderbar. Sogar die neuen Sensoren schickte mir die Firma fürs kommende Quartal schon zu – in Abstimmung mit der Krankenkasse. Also ich muss sagen, das ist alles wirklich gut organisiert.

Grundsätzlich bin ich ein optimistischer Mensch. Sorgen kann ich mir dann machen, wenn es soweit ist. Das ist meine Strategie. Und die hat bisher gut funktioniert. Als am Anfang die Meldungen zur Coronakrise heftiger wurden und stündlich die Toten aus Italien gezeigt wurden, hatte ich meine Bedenken. Ich will nicht sagen ‚Angst‘. Aber ich habe überlegt, was ich tun kann. Denn ich gehöre ja zur Risikogruppe.

Dann hatte ich das Gespräch mit meinem Diabetologen. Und der sagte zu mir: "Frau Gangloff, Sie sind eine gesunde Diabetikerin. Ihr Blutzucker ist gut eingestellt. Sie sind sehr achtsam mit sich und haben keine Folgeerkrankungen." Diese Einordnung hat mir sehr geholfen, mich nicht verrückt zu machen. Und so versuche ich auch, das ganze sehr rational und weniger emotional zu sehen. Ich bin sicherlich vorsichtiger geworden, aber Angst habe ich nicht.

Der Mann in der Ferne

Da ist mein Mann schon eher der, der sich Sorgen macht. Aktuell ist er für zwei Wochen auf Montage in Nordrhein-Westfalen. Mein Mann arbeitet bei der Bahn und muss zwangsläufig unterwegs sein. Er gehört zur Infrastruktur. Also Homeoffice ist da nicht möglich. Aber im Moment macht er sich doch mehr Sorgen um mich, als ich es selbst tue. Einfach, weil er eben nicht bei mir sein kann. Wenn er anruft, jammere ich nicht: allein schon, weil ich ihn in der Ferne nicht beunruhigen möchte. Und irgendwie ist es ja auch schön, dass er mich jetzt noch öfters sprechen möchte und so fürsorglich ist. Das tut mir gut.

Natürlich gibt es auch noch meine Kinder und Enkelkinder, die regelmäßig anrufen, und meine 80-jährige Mutti. Bei meiner Mutti muss ich richtig vorsichtig sein. Sie hat eine schwere Lungenkrankheit. Zweimal die Woche ruft sie mich an und gibt mir ihre Einkaufsliste durch. Ich besorge dann alles im Supermarkt und bringe es bei ihr vorbei. Wir halten Abstand zueinander. Umarmen ist derzeit verboten, auch wenn es schwer fällt.

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Viel Zeit zum Putzen

Ansonsten versuche ich, meine üblichen Rituale beizubehalten. Ich stehe jeden Tag gegen 7 Uhr auf, frühstücke, mache ein bisschen Haushalt. Tatsächlich habe ich plötzlich viel mehr Zeit fürs Putzen. Also räume ich auch einfach mal meine Schränke aus. Das habe ich seit Jahren nicht mehr gemacht. Ich sortiere alles Unnütze aus. Dann bin ich am Ende auch glücklich, wenn ich mal wieder Ordnung drin habe. Außerdem nehme mir mehr Zeit fürs Kochen. Ich suche jetzt aufwendigere Rezepte raus, die ich schon immer probieren wollte.

Bei meinen Vorsorgeuntersuchungen läuft alles weiterhin planmäßig. Und solange die Praxen nicht absagen, mache ich mir keine Gedanken und gehe auch hin. Das einzige, was abgesagt wurde, waren die medizinische Fußpflege und die Physiotherapie. Das hole ich dann nach.

Es ist schwer, wenn man sich nicht umarmen kann

Was echt schade ist: Dieses Jahr haben mein Mann und ich unseren vierzigsten Hochzeitstag und wollten nach Norwegen. Und im Moment sieht es ja nicht so aus, als ob das klappen würde. Aber diese Reise werden wir auf jeden Fall nachholen. Toll wäre, wenn ich zumindest meinen 60. Geburtstag im Sommer feiern könnte. Aber so langsam verabschieden wir uns davon auch gedanklich. Worauf ich mich aber am allermeisten freue, wenn die Krise überstanden ist: dass wir uns alle wieder ganz unbeschwert besuchen können. Das ist mir das Wichtigste, weil ich ein ganz enges Verhältnis zu meinen Kindern und Enkelkindern habe. Und es ist schon schwer, wenn man sich nicht umarmen kann.

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