Wichtige Untersuchungen bei Diabetes
Von Augencheck bis Zucker-Langzeitwert: Warum Sie diese wichtigen Untersuchungen nicht verbummeln sollten
Lästig, aber lohnend: Für Diabetiker stehen jedes Jahr mehrere Kontrolltermine beim Arzt an. Sie helfen, Diabetes-Folgeschäden zu verhindern. Oder so früh zu erkennen, dass sie sich gut behandeln lassen. Damit Sie keinen Termin verpassen, schreiben Sie sich am besten beim Arzt in ein spezielles Programm für Diabetiker ein. Zu diesen von den Krankenkassen angebotenen Disease-Management-Programmen, kurz DMP, gehören regelmäßige Arztbesuche und Untersuchungen. Und der Arzt oder die Kasse erinnert Sie daran, diese wahrzunehmen. Die im DMP vorgesehenen und weitere wichtige Untersuchungen stellen wir Ihnen hier vor.


Augenspiegelung
Warum? Diabetes kann die feinen Blutgefäße der Netzhaut schädigen (was zunächst keine Beschwerden macht). Rechtzeitig erkannt, lässt sich ein Sehverlust durch eine Lasertherapie der Netzhaut oft verhindern. Bei kleineren Schäden kann es reichen, Blutzucker und Blutdruck zu verbessern.
Wie? Der Augenarzt leuchtet mit einer Speziallampe durch die weit getropften Pupillen auf die Netzhaut.
Wie oft? Mindestens alle zwei Jahre, besser jährlich. Abhängig vom persönlichen Risiko, das der Arzt einschätzt, auch deutlich häufiger. Bei Typ-2-Diabetes sofort nach der Diagnose, bei Typ-1-Diabetes ab dem fünften Erkrankungsjahr.

Nierencheck
Warum? Bei dauerhaft erhöhten Zuckerspiegeln kann sich unbemerkt ein Nierenschaden entwickeln. Wird dieser früh erkannt, lassen sich ernstere Probleme bis hin zum Nierenversagen oft verhindern. Dazu ist es etwa wichtig, Blutzucker und Blutdruck zu optimieren. Oft verordnet der Arzt ACE-Hemmer oder AT1-Blocker. Diese senken nicht nur den Blutdruck, sondern schützen zusätzlich die Nieren. Spätestens wenn die Nierenschwäche fortschreitet, sollte Sie Ihr Arzt zum Nierenspezialisten überweisen.
Wie? Hinweise auf einen Nierenschaden liefert ein Test auf Albumin
im Urin. Wie gut die Nieren arbeiten, zeigt die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate, kurz eGFR. Diese wird anhand einer Blutprobe berechnet.
Wie oft? Mindestens einmal jährlich. Bei Typ-2-Diabetes sofort nach der Diagnose. Bei Typ-1-Diabetes ab dem fünften Erkrankungsjahr.

HbA1c-Kontrolle
Warum? Der Blutzucker-Langzeitwert HbA1c verrät, wie hoch der Blutzucker in den vergangenen acht bis zwölf Wochen im Durchschnitt war. Ist er zu hoch, sollte die Diabetesbehandlung verbessert werden. Wenn Sie sich an die vom Hausarzt empfohlene Therapie halten und Ihren HbA1c-Zielwert trotzdem nicht binnen sechs Monaten erreichen: Lassen Sie sich zum Diabetologen überweisen.
Wie? Beim Arzt wird Ihnen Blut aus Fingerkuppe oder Vene entnommen. Der Wert wird dann sofort ermittelt oder die Probe ins Labor geschickt.
Wie oft? Alle drei bis sechs Monate.
Zielwert: Welchen HbA1c-Wert Sie anstreben sollten, entscheiden Sie mit dem Arzt. Oft ist es ein Wert zwischen 6,5 und 7,5 Prozent (48 bis 58 mmol/mol).

Blutdruckmessung
Warum? Viele Menschen mit Diabetes leiden auch an Bluthochdruck. Dieser setzt den Gefäßen ähnlich zu wie erhöhte Zuckerspiegel, was das Risiko für Schäden vervielfacht. Ist Ihr Blutdruck zu hoch, wird Ihnen der Arzt raten, Übergewicht abzubauen, und Medikamente verordnen.
Wie? Beim Arzt wird der Blutdruck in der Regel mit einer Manschette am Oberarm gemessen.
Wie oft? Alle drei bis sechs Monate. Bei Typ-1-Diabetes mindestens einmal jährlich. "Um die Diagnose sicherzustellen, kann zudem eine 24-Stunden-Blutdruckmessung nötig sein", sagt Diabetologe Dr. Helmut Pillin aus München. Dafür legt Ihnen der Arzt ein Gerät an, das den Blutdruck einen Tag lang rund um die Uhr misst. Wenn Sie Bluthochdruck haben, sollten Sie den Druck auch regelmäßig selbst kontrollieren.
Zielwert: Die Deutsche Diabetes Gesellschaft empfiehlt einen Wert unter 140/80 mmHg. Auch hier gilt: beim Arzt klären, was sinnvoll ist.

Fußinspektion
Warum? Diabetes kann die Nerven und die Durchblutung in den Beinen beeinträchtigen. Beides erhöht das Risiko für Fußprobleme. Schlimmstenfalls droht die Amputation. Ein vermeidbares Schicksal, wenn Sie Ihre Füße täglich inspizieren und Veränderungen sofort dem Arzt zeigen. Vielleicht brauchen Sie spezielle Einlagen oder Schuhe und eine Fußpflege beim Podologen. Bei Fußwunden, die nicht heilen, sollten Sie sich an eine diabetologische Fußambulanz überweisen lassen.
Wie? Der Arzt untersucht Ihre Füße und berät Sie auch zu geeigneten Schuhen. Die Nerven testet er z. B., indem er einen Nylonfaden an die Fußsohle hält. Spüren Sie ihn nicht, weist das auf Nervenschäden hin. Zudem tastet der Arzt Ihre Fußpulse. Sind diese schwach oder fehlen sie, ist vermutlich die Durchblutung gestört.
Wie oft? Mindestens jährlich (Typ 2: ab Diagnose; Typ 1: spätestens fünf Jahre danach). Bei erhöhtem Risiko für Fußprobleme, etwa wegen Nervenschäden oder Durchblutungsstörungen, mindestens viertel- oder halbjährlich.

Cholesterinmessung
Warum? Schlechte Blutfettwerte fördern die Arterienverkalkung. Das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall steigt. Bei nur leicht erhöhtem LDL-Cholesterin-Wert genügt es manchmal, sich mehr zu bewegen und weniger tierische Fette zu essen. Ansonsten wird Ihnen der Arzt ein cholesterinsenkendes Medikament (meist ein Statin) verschreiben.
Wie? Beim Arzt wird Ihnen in der Regel Blut aus der Vene entnommen.
Wie oft? Einmal jährlich. Im Einzelfall häufiger, etwa zur Therapieoptimierung oder bei erhöhtem Risiko.
Zielwert: Wie hoch Ihr Cholesterin-Wert maximal sein sollte, besprechen Sie mit dem Arzt. Bei Diabetes wird wegen des erhöhten Risikos für Gefäßprobleme oft ein LDL-Cholesterin-Wert unter 100 mg/dl angestrebt. "Bestehen weitere Risiken wie Bluthochdruck oder verengte Herzkranzgefäße, sollte der Wert idealerweise unter 70 mg/dl gesenkt werden", sagt der Diabetologe Dr. Helmut Pillin.

Zahnkontrolle
Warum? Menschen mit Diabetes erkranken häufiger an Parodontitis. Diese chronische Entzündung des Zahnhalteapparates gefährdet nicht nur die Zähne. "Sie kann auch den Blutzucker erhöhen. Zudem fördern die Stoffe, die der Körper bei einer Entzündung ausschüttet, die Gefäßverkalkung", sagt Professor Thomas Kocher, Leiter der Abteilung Parodontologie der Uni-Zahnklinik Greifswald. Je eher die Parodontitis erkannt wird, umso besser lässt sie sich behandeln. Vorbeugend hilft eine regelmäßige professionelle Zahnreinigung (PZR) beim Zahnarzt. Und die sorgfältige Zahnpflege in Eigenregie.
Wie? Der Zahnarzt kontrolliert Zähne und Zahnfleisch. Bei einer PZR werden hartnäckige Beläge entfernt.
Wie oft? "Mindestens einmal jährlich, besser zweimal", rät Kocher. Der regelmäßige Zahncheck und die PZR gehören nicht zum DMP. Damit Sie diese trotzdem nicht vergessen: Nutzen Sie den Erinnerungsservice, den viele Zahnärzte anbieten.

Herz- und Schlagader-Check
Warum? Verengungen der Herzkranzgefäße und Halsschlagadern erhöhen das Risiko für einen Herzinfarkt bzw. Schlaganfall. "Besonders gefährdet sind etwa Patienten mit Durchblutungsstörungen in den Beinen", sagt Kardiologe Dr. Rolf Dörr aus Dresden. Ebenfalls wichtig: gefährliche Ausstülpungen der Bauchschlagader früh zu erkennen. Am häufigsten betroffen: Männer über 65. Eine gezielte Therapie dieser Gefäßschäden kann Schlimmeres oft verhindern.
Wie? Mit Ultraschall lassen sich Verengungen der Halsschlagadern feststellen. Die Ultraschalluntersuchung zeigt auch, ob die Bauchschlagader erweitert ist. Über den Zustand des Herzens informieren etwa ein EKG, Belastungs-EKG, Herz-Ultraschall und bei Bedarf eine Herzkatheter-Untersuchung.
Wie oft? Das hängt vom individuellen Risiko ab. Fragen Sie den Arzt, ob die Kasse die Untersuchungen bezahlt und ob Sie eine Überweisung zum Facharzt brauchen, etwa zum Kardiologen.
Untersuchungen im DMP
Wenn die beschriebene Untersuchung die Abkürzung DMP trägt (wie zum Beispiel die Augenspiegelung), dann gehört sie zu den Untersuchungen, die in den Disease-Management-Programmen (DMP) für Menschen mit Diabetes Typ 1 oder Typ 2 regelmäßig vorgesehen sind.