Zahnimplantate bei Diabetes
Zahnimplantate füllen Lücken im Gebiss. Klingt unkompliziert. Doch bei Diabetes gibt es ein paar Sonderregeln

Zahnlücken zeigt wohl kein Erwachsener gern: Mit einem Implantat kann der Zahnarzt die Lücke schließen
Was sind Zahnimplantate?
Implantate sind künstliche Zahnwurzeln, die meist aus Titan bestehen. Sie werden im Kieferknochen verankert. Auf das Implantat lässt sich eine Krone aus Keramik montieren und so ein Zahn ersetzen. Implantate können auch Prothesen oder Brücken tragen.
Welchen Vorteil haben Implantate?
Die klassische Methode, eine Einzellücke im Gebiss zu füllen, ist eine Brücke. Um diese zu befestigen, werden die Nachbarzähne beschliffen. "Dabei geht oft viel gesunde Substanz verloren", sagt Zahnarzt Dr. Gregor Müller aus Baierbrunn. Durch ein Implantat lässt sich das vermeiden. Zudem fühlt sich das Kauen natürlicher an als bei einer Brücke. Ebenfalls günstig: Die künstlichen Wurzeln übertragen die Kaukräfte auf den Kieferknochen, was dessen Erhalt unterstützt.

Implantate auch bei Diabetes?
Ja, bei gut eingestellten Zuckerwerten. "Erhöhte Werte können zum Beispiel die Infektanfälligkeit steigern. Dann besteht die Gefahr, dass das Implantat nicht richtig einheilt", sagt Dr. Anette Strunz, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgin in Berlin und Pressesprecherin der Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI). Laut den zahnärztlichen Fachgesellschaften sollte der Blutzucker-Langzeitwert HbA1c vor Behandlungsbeginn zwischen 6,5 und 7,5 Prozent (48 bis 58 mmol/mol) liegen. Auch später gilt: Gute Zuckerwerte schützen das Implantat.
Wann bin ich fit für ein Implantat?
Eine Parodontitis erhöht das Risiko, dass sich auch das Gewebe um das Implantat herum entzündet. Daher muss sie vor dem Eingriff behandelt werden. "Zudem ist es bei Diabetes generell sinnvoll, vor der Operation ein vom behandelnden Arzt verordnetes Antibiotikum einzunehmen, um Infektionen vorzubeugen", sagt Strunz. Auch Rauchen gefährdet das Implantat, weil es zum Beispiel die Einheilung stören kann. Bitte vorher damit aufhören!
Schritt für Schritt: Der Weg zum neuen Zahn

1. Zahn entfernen
Der Arzt zieht den kranken Zahn, füllt das Zahnfach eventuell mit Knochenersatzmaterial und vernäht die Wunde.

2. Knochen verheilen lassen
Der Knohen baut sich um. Eventuelle Entzündungen klingen ab.

3. Implantat setzen (in örtlicher Betäubung)
Sechs Wochen bis sechs Monate nach der Zahnentfernung öffnet der Arzt das Zahnfleisch, bohrt ein Loch in den Knochen, bringt das Implantat ein und vernäht das Zahnfleisch (geschlossene Einheilung). Bei der offenen Einheilung ragt ein sogenannter Zahnfleischformer heraus.

4. Implantat freilegen
Ca. zwei bis vier Monate später öffnet der Arzt das Zahnfleisch und schraubt den Zahnfleischformer ein. Ca. eine Woche später erfolgt ein Abdruck für die Krone.

5. Krone befestigen
Nach ca. zwei bis vier Wochen ist die Krone hergestellt und wird auf das Implantat zementiert oder geschraubt. Fertig ist der neue Zahn!
Wie aufwendig ist das Verfahren?
"Das Einsetzen des Implantats selbst dauert nur etwa eine halbe Stunde. Bei Knochenaufbau länger", sagt Müller. Vor und nach dem Eingriff ist Geduld gefragt: Nach dem Ziehen des Zahns muss der Knochen ein paar Monate verheilen. In seltenen Fällen kann sofort implantiert werden. Dann muss das Implantat einheilen. Bis es stabil genug ist, um die Krone zu tragen, dauert es mehrere Monate.

Mit welchen Kosten muss ich rechnen?
Ein Implantat mit Krone kann um die 3000 bis 4000 Euro kosten. Die gesetzlichen Krankenkassen beteiligen sich nur mit dem Festzuschuss für eine Brücke (derzeit unter 500 Euro für einen fehlenden Zahn). Private Versicherungen und Zahn-Zusatzversicherungen übernehmen die Kosten für Implantate häufig komplett.
Wie lange hält ein Implantat?
Studien zufolge sind nach zehn Jahren noch etwa neun von zehn Implantaten intakt. Geht alles gut, können Implantate ein Leben lang halten – auch bei Diabetes. Wichtige Voraussetzung: "Pflegen Sie Implantate so gut wie eigene Zähne, mit Zahnbürste, Zahnseide oder Zwischenraumbürstchen. Und gehen Sie alle drei bis sechs Monate zum Zahnarzt – zur Kontrolle und zur professionellen Zahnreinigung", sagt Müller. "So lässt sich rechtzeitig erkennen, ob sich eine Entzündung anbahnt, die unbehandelt zum Verlust des Implantats führen kann."
Wie finde ich einen guten Arzt?
"Der Arzt sollte mindestens 100 Implantate pro Jahr setzen und sich bei einer Fachgesellschaft fortgebildet haben — etwa bei der Deutschen Gesellschaft für Implantologie", sagt Strunz. Zertifizierte Implantologen und Infos zu den verschiedenen Qualifikationen finden Sie zum Beispiel unter: www.dginet.de/web/dgi/implantologen-suche. Manche Zahnärzte übernehmen die komplette Behandlung. Andere arbeiten mit Fachärzten für Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie oder Oralchirurgen zusammen.