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Abends spät und üppig gegessen — eine Schlemmerei wie an Weihnachten oder Silvester hat manchmal ihren Preis. Etwa Aufstoßen, Sodbrennen oder Magendrücken in der Nacht. "Fast jeder Mensch hat gelegentlich Probleme mit der Verdauung", erklärt Dr. Dagmar Mainz, Gastroenterologin aus Saarlouis. Blähungen, Brennen in der Speiseröhre, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Verstopfung: "Solang solche Unpässlichkeiten schnell wieder vergehen, besteht kein Grund zur Sorge", erklärt die Sprecherin des Berufsverbands Niedergelassener Gastroenterologen Deutschlands.

Geht das schnell wieder weg?

Was aber, wenn sich jemand in kurzen Abständen immer wieder mit Beschwerden plagt? Spätestens nach zwei Wochen sollten Betroffene dann zum Arzt gehen. Bei akuten und starken Beschwerden sollte man sich immer sofort an den Arzt wenden. Bei Diabetes etwa können Bauchprobleme ein Hinweis auf eine gefährliche Stoffwechselentgleisung sein.

"Hinter länger andauernden Symptomen können viele Auslöser stecken", erklärt Professor Dr. Juris Meier, Gastroenterologe und Dia­betologe am Diabeteszentrum Bochum/Hattingen. Deshalb muss der Arzt klären, welche Gründe es sind. Menschen mit Diabetes haben zum Beispiel ein erhöhtes Risiko für Darmkrebs. "Es ist wichtig, regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen zu nutzen", sagt Meier. Auch entwickelt sich manchmal eine Magenlähmung. Typ-1-Dia­betiker leiden zudem öfter als andere an Zöliakie, einer schweren Glutenunverträglichkeit.

Ernährungsfehler als Grund

Die Ernährung spielt ebenfalls eine große Rolle: "Manche Menschen mit Diabetes essen zum Beispiel sehr viel Eiweiß in Form von Fleisch und zu wenig Ballaststoffe", erklärt Privatdozent Dr. Erhard Siegel, Dia­betologe und Gastroenterologe am Diabeteszentrum des St. Josefskrankenhauses Heidelberg. "Das kann die Zusammensetzung der Darmbakterien verändern und Verdauungsprobleme verursachen." Andere vertragen zum Beispiel Fruktose schlecht. Fruchtzucker steckt vor allem in vielen vorgefertigten Lebensmitteln und in gesüßten Getränken.

Auch Medikamente bedenken

Diabetesmedikamente können die Verdauung beeinflussen: Vor allem zu Beginn der Therapie und in hoher Dosierung kann etwa Metformin Durchfälle oder Blähungen auslösen. GLP-1-Analoga verursachen manchmal Völlegefühl und Übelkeit, weil sie die Magenentleerung verlangsamen.

"Auch andere Medikamente können sich auswirken", sagt Dagmar Mainz. Acetylsalicylsäure (ASS) etwa kann, vor allem wenn es in höherer Dosierung zur Schmerzlinderung eingesetzt wird, die Magenschleimhaut angreifen und schlimmstenfalls lebensbedrohliche Blutungen verursachen. Bestimmte Warnsignale machen einen sofortigen Arztbesuch erforderlich.

Sofort zum Arzt:

  • Bei ungewöhnlich starken Beschwerden oder wenn diese von weiteren Symptomen begleitet werden, wie ungewolltem Gewichtsverlust, Blut im Stuhl oder schwarz verfärbtem Stuhl. Immer, wenn Sie unsicher sind
  • Wenn Sie den Eindruck haben, dass die Portionen, die Sie beschwerdefrei essen können, immer kleiner werden
  • Bei Verdauungsproblemen mit gleichzeitigem Leistungsknick

Ballaststoffe oder nicht?

Bei Diabetes wird eine ballaststoffreiche Ernährung empfohlen. Die weitgehend unverdaulichen Nahrungsbestandteile können aber Blähungen auslösen. Das lässt sich verhindern, wenn man sich langsam an mehr Ballaststoffe gewöhnt. "Wasserunlösliche Ballaststoffe aus Nüssen, Kürbis oder Zitrusfrüchten werden oft besser vertragen als lösliche, etwa aus Getreide, Bohnen oder Trockenobst", berichtet  Erhard Siegel.

Manche Tees wirken entblähend, vor allem Pfefferminze, Kümmel oder Fenchel. Auch einige Ballaststoffpräparate aus der Apotheke, etwa Flohsamenschalen, helfen manchen gegen Verstopfung. Wichtig ist dabei: mit viel Flüssigkeit einnehmen. Auch sonst sollte, wer zu Verstopfung neigt, auf eine ausreichende Trinkmenge achten.

Die wichtigsten Tipps im Überblick:

Lebensmittel

Ernährung bei Diabetes

Verzicht muss nicht sein: Menschen mit Diabetes dürfen praktisch alles essen. Die wichtigsten Tipps im Überblick zum Artikel

"Bei vielen Verdauungsproblemen hilft eine gesunde Lebensweise", sagt Gastroenterologin Dagmar Mainz. Wer Übergewicht abbaut, entlastet den Organismus. Sodbrennen und Verstopfung verschwinden manchmal ganz. Gründliches Kauen, regel­mäßige Bewegung sowie der Verzicht auf Alkohol und auf sehr fettige Speisen sind ebenfalls hilfreich.

Stress als Auslöser

"Gegen die häufigsten Magen-Darm-Probleme gibt es rezeptfreie Mittel", erklärt Mainz. "Stimmen Sie sich mit dem Arzt ab, ehe Sie etwas zum ersten Mal einnehmen." Zunächst sollte die Ursache der Beschwerden feststehen. "Dabei geht es immer auch um die Essgewohnheiten", erklärt Gastroenterologe Juris Meier. Daraus und aus den Symptomen schließt der Arzt, welche weiteren Untersuchungen sinnvoll sind. Das kann etwa eine Magen- oder Darmspiegelung sein, eine Gewebeuntersuchung oder ein Atemtest auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten.

Im Zweifel zur Magenspiegelung

Anhaltende Verdauungsbeschwerden sollten ­innerhalb von zwei bis vier Wochen abgeklärt werden, etwa durch eine Magen- oder eine Darmspiegelung. Der Blick in Magen oder Darm hilft, ernsthafte Erkrankungen auszuschließen oder frühzeitig zu erkennen.

Hat der Arzt ernste Erkrankungen ausgeschlossen, verläuft die Behandlung hartnäckiger Verdauungsbeschwerden meist sehr individuell. "Manchen schlägt Stress auf Magen oder Darm", erklärt Siegel. "Im Zweifel muss man aber andere Ursachen ausschließen." Erst dann können Betroffene gezielt etwas dagegen tun, zum Beispiel mit Entspannungstraining.