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Wer einmal "drin" ist, braucht sich ab sofort um seine medizinische Betreuung nur noch wenig Gedanken zu machen. "Drin" heißt eingeschrieben in ein DMP, ein Disease-Management-Programm ("disease" ist das englische Wort für Krankheit). Angeboten werden diese Programme von den gesetz­lichen Kassen für chronisch Kranke etwa mit Diabetes, Asthma oder koronarer Herzkrankheit. Sie sollen Betroffenen helfen, mit ihrer Erkrankung gut zu leben.

DMP für Diabetiker — es gibt sie für Typ 1 und Typ 2 — zielen vor allem darauf ab, Folgekrankheiten vorzubeugen oder zumindest früh zu entdecken und jedem Patienten eine auf seine Wünsche und Möglichkeiten zugeschnittene Behandlung zu bieten. Dabei sollen Ärzte und Kliniken eng zusammenarbeiten.

Konkret bedeutet das: Der Arzt, bei dem man sich einschreibt — für Typ-2-Diabetiker meist der Hausarzt, für Typ-1-Diabetiker der Dia­betologe — sorgt dafür, dass man die nötigen Kontrolltermine erhält. Dass zum Beispiel in regelmäßigen Abständen der Blutzucker-Langzeitwert (HbA1c) und die Nierenfunktion geprüft, Augen und Füße untersucht werden.

Der DMP-Arzt dokumentiert alle Termine und Untersuchungen, damit sie nicht vergessen oder verbummelt werden. Die Ergebnisse fließen wiederum in die individuelle Therapie ein. "Noch ein wichtiger Punkt sind Schulungen", sagt Dr. Cornelia Woitek, Diabetologin in Wurzen. "Typ-2-Diabetikern werden sie nur bezahlt, wenn sie eingeschrieben sind." Und für alle DMP-Teilnehmer gilt: Sie können sicher sein, immer nach dem aktuellen medizinischen Wissensstand behandelt zu werden.

Was DMP bei Diabetes bringen

Die beiden DMP für Typ 2 und Typ 1 laufen inzwischen seit 18 bzw. 16 Jahren. Auswertungen zeigen, dass teilnehmende Diabetiker von der Vorsorge nach Plan profitieren. "Sie haben bessere Blutzuckerwerte, seltener schwere Unterzuckerungen und nehmen häufiger an Schulungen teil", sagt Dr. Bernd Hagen vom Zentralinstitut für die kassen­ärztliche Versorgung in Deutschland. "Folgekomplikationen an Füßen, Nieren und Augen sind zudem bei ihnen deutlich zurückgegangen".

Eine Unterschrift genügt, um aufgenommen zu werden, sogar wenn man mehr als einem DMP beitritt. Für herzkranke Typ-2-Diabetiker könnte das zum Beispiel das DMP Koronare Herzkrankheit sein, für stark übergewichtige Menschen mit Typ 2 aber auch ein neues DMP Adipositas (Fettleibigkeit), das derzeit entwickelt und frühestens 2022 verfügbar sein wird.

Pflichten für Patienten

Die Teilnahme am DMP ist freiwillig, kostenlos und jederzeit kündbar. Für Teilnehmer bringt der Vertrag allerdings auch Pflichten mit sich. "Wer zwei Quartale lang seine Kontrolltermine nicht wahrnimmt, wird von der Kasse ausgeschrieben", sagt Diabetologin Woitek. "Und auch, wer Schulungen ablehnt."

Im Juni 2020 waren gut 240 000 Patienten mit Typ 1 und 4,4 Millionen mit Typ 2 ins jeweilige DMP eingeschrieben. "Das sind etwa 73 Prozent der Typ-1- und 70 Prozent der Typ-2-Diabetiker", sagt Bernd Hagen. Noch Luft nach oben also.

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