Typ 1 und die Pille?
Nicht für jede Frau ist das liebste Verhütungsmittel der Deutschen geeignet. Das müssen Sie bei Diabetes beachten
Sie ist winzig klein, aber ihre Wirkung ist groß: Korrekt eingenommen verhindert die Antibabypille ziemlich zuverlässig Schwangerschaften. Auch viele Frauen mit Typ-1-Diabetes verhüten mit der Pille. Sie sollten mit ihrer Gynäkologin allerdings genau besprechen, welche Pille für sie geeignet ist und wann sie besser ein anderes Verhütungsmittel nutzen sollten.
Keine Zuckerschwankungen
Meist nehmen die Frauen hierzulande eine Kombi-Pille mit niedrig dosiertem Östrogen und Gestagen ein. "Sie kommt auch für Diabetikerinnen infrage, wenn sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen", sagt Frauenärztin Dr. Maren Goeckenjan-Festag vom Universitätsklinikum Dresden. "Den Zuckerstoffwechsel scheint die Pille kaum zu beeinflussen", so die Gynäkologin. "Der Insulinbedarf ändert sich durch die Einnahme nicht", ergänzt Dr. Helmut Kleinwechter, Diabetologe in Kiel.
Vorsicht, Nebenwirkungen!
Frauen, die die Pille nehmen, sollten einen guten Blutzucker-Langzeitwert haben. Vorsicht bei Folgeschäden: "Wir haben beobachtet, dass sich Komplikationen wie Netzhaut-, Nieren- und Nervenschäden sowie Durchblutungsstörungen durch die Pille verschlechtern können", sagt Maren Goeckenjan-Festag. Betroffene sollten anders verhüten – zum Beispiel mit diesen Mitteln:
Verhüten ohne Hormone

Die Kupferspirale: Der Frauenarzt setzt sie in die Gebärmutter ein. Sie bleibt meist fünf Jahre liegen.

Frauen- oder Männerkondome: Sie schützen vor ungewollten Schwangerschaften und vor sexuell übertragbaren Krankheiten.

Das Diaphragma: Es wird mit einem empfängnisverhütenden Gel in die Vagina eingeführt und versperrt den Spermien den Zugang zur Gebärmutter.
Auch Frauen mit unbehandeltem Bluthochdruck sollten über Alternativen zur Antibabypille nachdenken, denn die Pillen-Hormone können dazu führen, dass der Blutdruck steigt. Wer raucht, starkes Übergewicht hat oder älter als 40 ist, sollte die Pille ebenfalls meiden. Denn diese Faktoren erhöhen das Thrombose-Risiko, das durch die Pille sowieso etwas größer ist. Helmut Kleinwechter rät Diabetikerinnen von kombinierten Präparaten mit neueren Gestagenen wie Drospirenon wegen des möglicherweise erhöhten Thrombose-Risikos ab.
Einige Alternativen
Expertin Goeckenjan-Festag empfiehlt in diesen Fällen hormonfreisetzende Spiralen, die lokal in der Gebärmutter wirken. Der Vaginalring dagegen sei vom Risikoprofil wie die Pille einzuschätzen und komme deshalb als Alternative nicht infrage. Für Frauen, die Östrogene nicht vertragen oder nehmen möchten, sind moderne eisprunghemmende Gestagen-Pillen eine Option. Wer ganz auf Hormone verzichten möchte, kann auch mit der Kupferspirale verhüten oder mit Barrieremethoden wie Frauenkondom oder Diaphragma.
Zeit fürs Baby
Möchten Frauen mit Diabetes schwanger werden, besprechen sie das am besten mit Gynäkologin und Diabetologin. Bevor sie die Pille absetzen, sollte der Blutzucker-Langzeitwert mindestens drei Monate optimal sein. Das reduziert das Risiko für Fehl- und Frühgeburten sowie Fehlbildungen beim Baby.