
Schwankende Werte, Unterzucker, Überzucker: Ob Typ 1, Typ 2 oder eine andere Form – Diabetes lässt bei so manchem Patienten Rätsel aufkommen. Unser Zucker-Detektiv Dr. Dietrich Tews findet für fast jedes Problem eine Lösung und für fast jedes Phänomen eine Erklärung. Er ist Diabetologe in Gelnhausen in Hessen. Lesen Sie knifflige Fragen und Antworten – und rätseln Sie mit.
Typ-1-Diabetes
Das sagt Dr. Tews: "Ich nehme an, dass Sie schon in den Tagen vor der schweren Unterzuckerung öfter tiefe Werte von unter 70 mg/dl (3,9 mmol/l) hatten. Um den Blutzuckerspiegel zu heben, hat Ihr Körper seine Zuckerreserven in der Leber völlig aufgebraucht. Bei der letzten Hypoglykämie war der Speicher leer, und sie führte direkt in die Bewusstlosigkeit. Mein Rat: Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob Sie etwas weniger Insulin spritzen sollten, um zu niedrige Blutzuckerwerte zu vermeiden."
Das sagt Dr. Tews: "Das körperliche Arbeiten ist neu für Sie. Bis Sie gelernt haben, sich im Lager zurechtzufinden, bedeutet das Stress. In solchen Situationen schüttet der Körper das Stresshormon Adrenalin aus. Dieses wirkt dem Insulin entgegen. Die Folge: Der Blutzucker steigt. Was tun? Mittags die Werte kontrollieren und nach gewohnten Regeln korrigieren. An den Insulin-Einstellungen für Lagertage würde ich noch nichts ändern. Wahrscheinlich pendelt sich alles ein, wenn Sie Routine haben."
Das sagt Dr. Tews: "Die Hormonschwankungen im weiblichen Monatszyklus wirken sich oft auf die Blutzuckerwerte aus. Viele Frauen mit Diabetes messen drei bis fünf Tage vor der Menstruation erhöhte Werte. Während der Regelblutung haben sie wiederum niedrigere. Dokumentieren Sie eine Zeit lang Ihre Blutzuckerwerte. Lässt sich ein Muster ausmachen, kann man etwa je nach Zyklusphase die Dosis des lang wirkenden Insulins anpassen. Dann müssen Sie nicht ständig korrigieren."
Das sagt Dr. Tews: Das sagt Dr. Tews: "Schön, dass Sie Ihre Blutzuckerwerte mit dem schnellen Insulin verbessern konnten. Allerdings sollte die neue Therapie natürlich nicht dazu führen, dass Sie öfter Unterzuckerungen bekommen. Lebensmittel, die viele Ballaststoffe enthalten, zum Beispiel Vollkornbrot, lassen den Blutzucker langsamer ansteigen. Probieren Sie bei solcher Nahrung doch tatsächlich mal aus, nach der Mahlzeit zu spritzen, um Unterzucker zu vermeiden. Ansonsten aber weiterhin vor dem Essen."
Das sagt Dr. Tews: "Dass der Blutzucker nach Mahlzeiten steigt, ist normal. Selbst bei Menschen ohne Diabetes. Liegen Ihre Werte zwei Stunden nach dem Essen wieder im angestrebten Bereich, ist alles in Ordnung. Vorher sollten Sie in der Regel kein Insulin zur Korrektur spritzen. Sonst besteht die Gefahr von Unterzucker. Tipp: Ist Ihr Blutzucker vor der Mahlzeit nicht zu tief, können Sie schon ein paar Minuten vor dem Essen Insulin spritzen. Dann steigt der Blutzucker meist nicht so stark. Besprechen Sie das mit Ihrem Arzt."
Das sagt Dr. Tews: "Schlafstörungen können tatsächlich den Blutzucker erhöhen. Der Grund: Der Körper schüttet in unruhigen Nächten Stresshormone aus, die dem Insulin entgegen wirken. Das zu ändern, ist leichter gesagt als getan: Wichtig ist, den Stresspegel zu senken — auch der Gesundheit im Allgemeinen zuliebe. Versuchen Sie abends zur Ruhe zu kommen. Dabei helfen etwa Entspannungsübungen oder Spaziergänge. Dann könnten sich auch die Zuckerwerte morgens verbessern."
Das sagt Dr. Tews: "Ihr Enkel ist wahrscheinlich in der Erholungsphase. Da dem Körper seit der Diagnose ausreichend Insulin über die Pumpe zugeführt wird, konnten sich die wenigen intakten Insulin produzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse erholen und Kraft schöpfen. Sie arbeiten wieder mit und produzieren Insulin. Erfahrungsgemäß lässt diese Restfunktion oft aber nach einer bestimmten Zeit – das können Wochen bis wenige Jahre sein – wieder nach. Dann braucht ihr Enkel wieder mehr Insulin über die Pumpe."
Das sagt Dr. Tews: "Was Sie beschreiben, ist sehr typisch. Der Blutzuckeranstieg nach dem Frühstück fällt oft stärker aus, als zu den anderen Mahlzeiten. Sie können versuchen, noch früher vor dem Frühstück zu spritzen. Was auch hilft, ist morgens weniger Kohlenhydrate zu essen und sie mit Eiweiß und Fett zu kombinieren. Dass der Blutzucker nach Mahlzeiten steigt, ist jedoch normal. Selbst bei Menschen ohne Diabetes. Liegen Ihre Werte zwei Stunden nach dem Essen wieder im angestrebten Bereich, ist das sehr gut."
Das sagt Dr. Tews: "Sie haben Recht. Eigentlich müsste der Blutzucker bei Bewegung sinken. Aber der neue Job bedeutet wahrscheinlich Stress für Sie. Sie müssen erst lernen, sich in der neuen Arbeit zurecht zu finden. In solchen Situationen schüttet der Körper das Stresshormon Adrenalin aus. Dieses wirkt dem Insulin entgegen. Die Folge: Der Blutzucker steigt. Was tun? Regelmäßig die Werte kontrollieren und nach gewohnten Regeln korrigieren. Und passen Sie nach der Arbeit auf, dass Sie nicht in den Unterzucker rutschen. Oft macht sich die Bewegung erst später bemerkbar. An den Insulin-Einstellungen würde ich noch nichts ändern. Wahrscheinlich pendelt sich alles ein, wenn Sie mehr Routine haben."
Das sagt Dr. Tews: "Da haben Sie eine sehr interessante Beobachtung gemacht. Fällt ein hoher Blutzuckerlangzeitwert in Richtung Normalbereich, sprechen die Zellen wieder besser auf das Insulin an. Allein durch die Verbesserung der Blutzuckerwerte reduziert sich so der Bedarf. Senkt man die Insulindosis jetzt nicht, kann es zu Unterzuckerungen kommen. Sie haben alles richtig gemacht."
Das sagt Dr. Tews: "Der Blutzuckerwert ist überall im Körper gleich, sofern er kapillär, also in den kleinsten Gefäßen, gemessen wird. Typische Messstellen sind an den Fingerkuppen, Daumenballen, Ohrläppchen oder an den Zehen. Wenn Anna kein Problem damit hat, können Sie ab und zu alternativ an den Zehen messen. Es könnte allerdings sein, dass die Stellen nachbluten und Socken oder Fußboden mit Blut verschmiert werden. Beim Barfußlaufen wäre es auch denkbar, dass Dreck in die frische Wunde kommt und eine Infektion entstehen könnte. Wenn Sie nachts bei ihrer schlafenden Tochter messen, dürfte das natürlich kein Problem sein. Menschen, die schon viele Jahre einen Diabetes – ob Typ 1 oder Typ 2 – und eventuell eine Nervenschädigung oder eine Durchblutungsstörung haben, sollten allerdings nicht in den Zehen messen. Kleinste Verletzungen an den Füßen können bei ihnen schlecht heilende Wunden nach sich ziehen."
Das sagt Dr. Tews: "Das kann ganz verschiedene Ursachen haben: Stress, Sorgen, Fieber, Krankheit oder der weibliche Zyklus. Aber auch besonders glückliche Phasen wie eine neue Liebe oder positiver Stress in der Arbeit können den Blutzucker erhöhen. Oft sind in diesen Tagen Hormone, die dem Insulin entgegenwirken – wie das Adrenalin – im Spiel. Wenn Sie Pumpennutzerin sind, haben Sie vielleicht auch mal eine verhärtete Stelle erwischt, in die Sie den Katheter gesetzt haben. Dort "versackt" das Insulin und es wirkt nicht richtig. Wichtig ist also als erstes, den Katheter zu wechseln oder auch die Spritzstellen zu wechseln und den hohen Blutzucker zu korrigieren. Es ist auch ratsam, regelmäßig einen Basalratentest durchzuführen. So können Sie überprüfen, ob die Insulinversorgung abseits der Mahlzeiten, korrekt ist. Besprechen Sie zudem gerne mit Ihrem Arzt, ob Sie für die Tage mit hohen Werten mehr Basal- bzw. Langzeitinsulin geben können."
Das sagt Dr. Tews: "Manchmal reicht es schon, Kindern, die zu den Mahlzeiten gut essen, ein Glas Wasser oder ungesüßten Tee anzubieten. Ansonsten sind Gemüsesticks aus Karotten, Gurken, Paprika, Kohlrabi oder Stangensellerie meist beliebt bei Kindern. Sie erhöhen nicht den Blutzucker. Und Sie müssen dafür kein Insulin geben. Und gesund ist Gemüse natürlich auch noch. Wenn Ihre Tochter unbedingt mal etwas Süßes essen möchte, können Sie ihr eine Götterspeise mit Süßstoff zubereiten. Sie hat so gut wie keine Kohlenhydrate und muss nicht berechnet werden. Götterspeise gibt es auch oft in Diabeteszentren als Snack für zwischendurch."
Das sagt Dr. Tews: "Sie können auch 14 zu 10 Stunden machen. Das bringt meist schon etwas. Besprechen Sie bitte, bevor Sie starten, mit Ihrem Arzt ob und wie Sie Ihre Diabetestherapie anpassen sollten. Der Trick beim Intervallfasten ist, dass man dem Insulinspiegel durch die Esspause die Chance gibt, zu sinken. So kann der Körper Fett abbauen. Um Gewicht zu verringern, sollten Sie aber auch in der Essphase raffinierte Kohlenhydrate – etwa Zucker, Weißmehl, Nudeln und Weißbrot – möglichst vermeiden. Versuchen Sie außerdem die Mahlzeiten auf drei am Tag zu beschränken. Bei dem Intervallfasten liegt der Erfolg darin, dass man den Hunger überlistet. Hat man weniger Zeit und Gelegenheit zu essen, nimmt man auch weniger Kohlenhydrate zu sich und man hat die Chance, abzunehmen oder zumindest das Gewicht zu halten."
Das sagt Dr. Tews: "Wenn die Gefäße bläulich durch die Haut schimmern, sollten Sie versuchen, diese nicht zu treffen. Verletzen Sie ein Blutgefäß bei der Injektion, kann ein blauer Fleck entstehen. Nicht schön, in der Regel aber harmlos. So ein Hämatom zeigt sich mit der Zeit in verschiedenen Farben, bis es sich aufgelöst hat. Das Tückische: Manchmal wirkt das Insulin nicht gut, wenn es in einem Bluterguss landet. Da man aber nicht weiß, ob und wieviel Insulin verzögert wirkt, sollte man abwarten und nicht sofort nachspritzen. Prüfen Sie besser in den nächsten Stunden regelmäßig den Blutzucker. Ist er zu hoch, spritzen Sie nach Ihrem bekannten Korrekturschema nach."
Typ-2-Diabetes
Das sagt Dr. Tews: "Ihre Tabletten reichen vermutlich nicht mehr aus, um zu verhindern, dass Ihr Blutzucker über Nacht steigt. Menschen mit Typ-2-Diabetes, die vor dem Frühstück erhöhte Werte haben, tagsüber aber dank der Medikamente gut eingestellt sind, hilft es oft, abends zusätzlich ein lang wirkendes Insulin zu spritzen. Es wirkt dem nächtlichen Blutzuckeranstieg entgegen, der zu den hohen Morgenwerten führt. Besprechen Sie bitte mit Ihrem Arzt, ob diese Behandlung auch für Sie infrage kommt."
Das sagt Dr. Tews: "Vermutlich haben Sie abends hohe Werte, weil die Wirkung Ihres Langzeitinsulins, das normalerweise über 24 Stunden wirkt, nachlässt. Das kommt bei manchen vor. Oder Sie müssen die Dosis des kurz wirkenden Insulins fürs Abendessen erhöhen. Da aber Ihre Morgenwerte zu niedrig sind, ist es eventuell sinnvoll, die Dosis des Langzeitinsulins zu verringern und dafür zweimal täglich zu spritzen. Ihr Arzt hilft Ihnen dabei, passende Zeiten und die genaue Dosis herauszufinden."
Das sagt Dr. Tews: "Bier — ob mit oder ohne Alkohol — enthält Kohlenhydrate. Etwa 15 Gramm pro halbem Liter, bei Weißbier sogar 25 Gramm. Bei drei Flaschen ist das eine ganze Menge. Bei alkoholfreiem Bier sollten Sie dafür Insulin spritzen, sonst steigt der Blutzucker — wie bei Ihnen. Bei normalem Bier in kleineren Mengen brauchen Sie kein Insulin zu spritzen. Denn Alkohol senkt den Blutzucker. Er hemmt die Zuckerbildung in der Leber."
Das sagt Dr. Tews: "Menschen mit Typ-2-Diabetes, die nach den Mahlzeiten trotz ihrer Tabletten einen hohen Blutzucker haben, hilft zum Beispiel eine supplementäre Insulintherapie (SIT). Sie nehmen ihre Medikamente weiter, und zu den Hauptmahlzeiten spritzen sie ergänzend — also supplementär — ein kurz wirkendes Insulin, das dem Blutzuckeranstieg entgegenwirkt. Fragen Sie Ihren Arzt, ob das auch für Sie eine Option sein könnte. In einer Schulung lernen Sie, wie man Insulin spritzt."
Das sagt Dr. Tews: "Es ist nicht schön, dass Sie Kummer hatten und dadurch abgenommen haben, aber für Ihren Diabetes-Stoffwechsel ist das geradezu ideal. Durch die Gewichtsabnahme sprechen die Zellen in Ihrem Körper wieder besser auf Insulin an. Und anscheinend produziert Ihre Bauchspeicheldrüse noch genügend davon. Jetzt ist es zwingend nötig, die Insulindosis weiter zu verringern oder das Insulin ganz abzusetzen. Besprechen Sie das schnellstmöglich mit Ihrem Arzt."
Das sagt Dr. Tews: "Wir unterliegen einem zirkadianen Rhythmus. Für den Diabetesstoffwechsel bedeutet das, dass der Körper mittags für die gleiche Mahlzeit weniger Insulin braucht als morgens oder abends. Ich kann mir vorstellen, dass Ihre Bauchspeicheldrüse noch etwas Insulin produziert. Es reicht aus, um mittags den Zucker aus dem Essen in die Zellen zu schleusen. Morgens und abends allerdings braucht Ihr Körper mehr Insulin, und Sie müssen zusätzlich spritzen."
Das sagt Dr. Tews: "Sie machen alles richtig. Unsere Leber kann selbst Zucker produzieren. Diesen brauchen wir zum Beispiel zwingend an Tagen, an denen wir nichts essen, um den Körper mit Energie zu versorgen. Auch nachts schüttet die Leber Zucker aus. Mangelt es Diabetikern an Insulin, fehlt der Türöffner, um diesen Zucker in die Zellen zu schleusen. Der Blutzucker steigt also. Besprechen Sie daher mit Ihrer Ärztin, ob Sie die Therapie mit Tabletten oder Insulin zur Nacht optimieren sollten."
Das sagt Dr. Tews: "Es ist sehr interessant, dass Sie nur noch sechs Einheiten Insulin benötigen und einen guten Blutzucker-Langzeitwert haben. Offenbar haben Sie Ihre Ernährung und Bewegung hervorragend optimiert — und dadurch den Insulinbedarf gesenkt. Bei einer so geringen Insulinmenge pro Tag ist es oft möglich, die Behandlung mit Insulin gegen eine moderne Therapie mit Tabletten auszutauschen. Lassen Sie sich dazu bitte von Ihrem Arzt beraten."
Das sagt Dr. Tews: "Nein, das ist leider nicht möglich. Typ-2-Diabetes ist eine chronische Erkrankung. Sie bleibt ein Leben lang. Wahrscheinlich ist der Diabetes Ihres Bekannten sehr früh entdeckt worden. Und die Lebensumstellung — kohlenhydratarmes Essen und Bewegung — hält seinen Blutzucker in Schach. Trotzdem sollte Ihr Freund sich weiterhin regelmäßig untersuchen lassen. Es kann sein, dass er irgendwann doch Medikamente nehmen muss."
Das sagt Dr. Tews: "Bei sehr süßen Früchten wie bei Ananas steigt der Blutzucker sehr stark und schnell an. Er geht dann aber auch relativ schnell wieder runter. Das Insulin, das Sie gespritzt hatten, wirkte noch nach, als Ihr Körper den Zucker schon verarbeitet hatte. So kam es zu der Unterzuckerung. Wenn Sie das nächste Mal süße Früchte essen und einen hohen Blutzucker haben, sollten Sie vorsichtiger mit Insulin korrigieren. Besser später noch mal messen und falls notwendig Insulin spritzen."
Das sagt Dr. Tews: "Nein, auf keinen Fall. Das Langzeitinsulin, Ärzte nennen es auch Basalinsulin, sollten Sie auch spritzen, wenn Sie von 18 Uhr bis 10 Uhr nichts essen. Weil Sie einmal am Tag Basalinsulin spritzen, nehme ich an, dass es etwa 24 Stunden wirkt. Es deckt den Grundbedarf des Körpers an Insulin ab. Sie benötigen es unabhängig von der Nahrungsaufnahme. Im Gegensatz dazu brauchen Sie, wenn Sie etwa das Mittagessen auslassen, kein Insulin zu dieser Mahlzeit spritzen."
Das sagt Dr. Tews: "Ja, genauso könnte es gewesen sein. Alkohol senkt tatsächlich den Blutzucker — oft Stunden später. Zur Erklärung: Unsere Leber stellt Zucker her und speichert ihn. Ist sie allerdings mit dem Abbau von Alkohol beschäftigt, sind Glukosebildung und -ausschüttung gehemmt. Der Blutzucker sinkt also. Menschen mit Diabetes, die Alkohol trinken und Insulin spritzen oder Sulfonylharnstoffe nehmen, müssen wegen der Unterzuckerungsgefahr die Dosis anpassen."
Das sagt Dr. Tews: "Viele Menschen mit Diabetes haben wie Sie schon erlebt, dass der Blutzucker im Urlaub anders ist als zu Hause. Das kann mehrere Gründe haben: Wahrscheinlich sind Sie im Urlaub aktiver. Vielleicht machen Sie Strandspaziergänge, die den Blutzucker senken können. Eventuell schlafen Sie wegen der Bewegung an der frischen Luft auch besser, was den Stresspegel senkt und sich ebenfalls positiv auf die Werte auswirkt. Vielleicht ist das Essen dort auch ausgewogener."
Das sagt Dr. Tews: "Immer wieder berichten mir Patienten, dass sie das Gefühl haben, der Mond beeinflusse ihre Blutzuckerwerte. Wissenschaftlich belegen lässt sich dieser Effekt nicht. Es könnte sein, dass Sie bei Vollmond schlecht schlafen, weil die Nächte heller sind. Diese Schlafstörungen können den Blutzucker erhöhen. Einer der Gründe: Der Körper schüttet in unruhigen Nächten Stresshormone aus, die dem Insulin entgegen wirken. Entspannungsübungen oder Spaziergänge beruhigen und lassen Sie besser schlafen. Und das wirkt sich hoffentlich auch positiv auf Ihren Blutzucker aus."
Das sagt Dr. Tews: "Wichtig ist, dass Sie sich vor dem Intervallfasten von Ihrem Arzt oder ihrem Diabetesteam beraten lassen. Aber Sie haben Recht. Da Sie kein Frühstück zu sich nehmen, spritzen Sie auch kein Insulin dafür. Sie sollten dennoch morgens den Blutzucker messen. Stellen Sie fest, dass er leicht erhöht ist, reicht vielleicht schon etwas Bewegung, um ihn in den Zielbereich zu bringen. Ist er aber stark erhöht sein, was zum Beispiel durch schlechten Schlaf oder Stress sein könnte, sollten Sie etwas Insulin spritzen, um den Blutzucker zu korrigieren. Wieviel Insulin Sie genau bei welchem Blutzuckerwert brauchen, besprechen Sie am besten mit Ihrem Arzt."
Das sagt Dr. Tews: "Wenn Sie in der Nacht unter Unterzucker leiden, stimmt irgendwas nicht mit ihrer Behandlung. Die herabfallenden Blutzuckerwerte kommen in aller Regel durch die eingesetzten Tabletten oder durch das gespritzte Insulin zustande. Die Dosis ist zu hoch und muss angepasst werden. Manche Antidiabetika können bei falscher Dosierung noch Stunden später zu Unterzucker führen. Vielleicht brauchen sie – zum Beispiel auch durch einen gesunden Lebensstil mit viel Bewegung und guter Ernährung – auch weniger Medikamente. Besprechen Sie doch bitte mit ihrem Arzt, wie sie die Dosis reduzieren können. Übrigens: Auch Alkohol am Abend kann Unterzucker in der Nacht auslösen."
Das sagt Dr. Tews: "Heißhunger auf Süßes kann durch einen kurzzeitig abgesunkenen Blutzuckerspiegel bedingt sein. Ich denke aber nicht, dass das bei Ihnen der Fall ist, da Sie ein Verlangen auf Schokolade nach dem Essen haben. Da steigt der Blutzucker ja eigentlich an. Ihre Tabletten lösen in der Regel auch keinen Unterzucker aus und auch keine Heißhungerattacken. Vieles hängt in unseren täglichen Leben von eingespielten Abläufen ab. Wir sind es gewohnt, gewisse Rituale tagtäglich abzuspielen und weichen davon kaum ab. Sie müssen also lernen, ihr Verhalten umzustellen. Vielleicht hilft Ihnen ja, ein süßer gesunder Nachtisch? Probieren Sie es doch einmal mit einer Handvoll Erd-, Him- oder Heidelbeeren."
Das sagt Dr. Tews: "Ja. Durch jahrelanges Insulinspritzen entwickeln sich an den ,Lieblingsstellen’ oft verhärtete, verdickte Hautareale. Das kann passieren, weil das gespritzte Insulin lokal das Fettgewebe verändert. An solchen Stellen ist die Aufnahme von Insulin gestört. Dadurch kann sich der Insulinbedarf enorm erhöhen. Spritzt man mal in solche Stellen und mal in Gewebe, die das Insulin gut aufnehmen, können starke Blutzuckerschwankungen auftreten. Die Empfehlung Ihrer Ärztin, nun in den Bauch zu spritzen, teile ich. Wichtig ist die Dosisreduktion. Und: wechseln Sie immer die Stelle und halten Sie einen Mindestabstand von zwei Zentimetern zur letzten Spritzstelle. Versuchen Sie die Oberschenkel bewusst ein halbes Jahr nicht mehr als Injektionsort zu nutzen, damit sie sich erholen. Auch wichtig: Bei jedem Spritzen eine neue Nadel verwenden."
Das sagt Dr. Tews: Neben der Ernährung gibt es noch eine ganze Reihe von anderen Dingen, die den Blutzucker beeinflussen: zum Beispiel Fieber, bestimmte Medikamente, schlechter Schlaf, Stress und Übergewicht. Sollte sich da bei Ihnen in den vergangenen Wochen nichts geändert haben, vermute ich, dass sich Ihr Diabetesstoffwechsel verschlechtert hat. Die Körperzellen sprechen also schlechter auf das Insulin an und dadurch steigt der Blutzucker. Weil wir wissen, dass im Zuge des Älterwerdens bei Menschen mit Diabetes meist die Blutzuckerwerte schlechter werden, bestimmen wir Ärzte ja auch alle drei Monate den Langzeitzuckerwert (HbA1c). Bei Ihren momentanen Werten könnte ich mir vorstellen, dass sie mit Bewegung und nach Rücksprache mit dem Arzt mit einer Gewichtsreduktion von ein bis zwei Kilo wieder bessere Werte erreichen. Hilft das nicht, müssten Sie mit Ihrem Arzt besprechen, ob Sie zudem Tabletten nehmen sollten.
Das sagt Dr. Tews: "Viele Menschen mit Diabetes haben Probleme, gute Blutzuckerwerte am Morgen zu erreichen. Denn der Körper benötigt morgens im Vergleich zu anderen Tageszeiten besonders viel Insulin, um den Zucker aus dem Blut in die Zellen zu schleusen. Ist zu wenig Insulin vorhanden, geht der Blutzucker hoch. Sie können nach Rücksprache mit Ihrem Arzt das Langzeitinsulin erhöhen. Aber bitte behutsam, denn die Erhöhung kann zu nächtlichen Unterzuckerungen führen. Es gibt noch weitere Lösungen: Manchmal hilft auch ein Wechsel des Nachtinsulins oder ein Kombination von anderen Antidiabetika mit Insulin. Eventuell können sie auch schon auf der Bettkante das kurzwirksame Insulin spritzen, damit die Werte nicht hochgehen. Besprechen Sie ebenfalls mit dem Arzt, ob ihre Ernährung optimal ist. Manchen Menschen mit Diabetes hilft auch, sich regelmäßig zu bewegen und ein paar Kilo abzunehmen, um die hohen Werte in den Griff zu bekommen."
Das sagt Dr. Tews: "Für einen guten Blutzucker in der Nacht ist erholsamer Schlaf sehr wichtig. Sind Sie in der Nacht viel wach, dann schüttet der Körper Stresshormone aus, etwa Adrenalin, das den Blutzucker erhöht. Sollten Sie unruhig schlafen, können Sie da vielleicht etwas ändern: Abendritual einführen – etwa einen Spaziergang machen, ein Kapitel im Buch lesen, das Zimmer gut abdunkeln. Zudem sollten Sie sich auch den Blutzucker über den Tag hinweg ansehen. Denn wenn auch da die Werte zu hoch sind, überträgt sich das auf die Nacht. Das bedeutet, Sie sollten nicht nur morgens den Blutzucker kontrollieren, sondern eine zeitlang auch vor den Mahlzeiten. Bitte protokollieren Sie die Werte und besprechen Sie sie mit Ihrem Arzt. Er kann sicher Ihre Therapie optimieren."
Das sagt Dr. Tews: "Bleiben Sie ruhig. Das ist nicht so schlimm, da sie es bemerkt haben. Es könnte sein, dass Sie eine Unterzuckerung bekommen. Deswegen kontrollieren Sie am Nachmittag und bis in den Abend hinein bitte mindestens alle zwei Stunden Ihren Blutzucker. Ist er zu niedrig, können Sie sich heute ein großes Stück Kuchen gönnen. Die Dosis des Langzeitinsulins am Abend sollten Sie zudem mindestens um die Hälfte reduzieren und bei niedrigen Werten sogar weglassen."
Das sagt Dr. Tews: "Es bleibt beim Spritzen meist ein wenig Insulin an der Nadel hängen oder aus der Einstichstelle läuft ein Tropfen heraus. Keine Sorge, das ist nicht schlimm und quasi einkalkuliert. Wichtig allerdings ist, dass Sie richtig spritzen. Verwenden Sie für jede Injektion eine neue Nadel und warten Sie nach der Insulingabe noch zehn Sekunden, bevor Sie die Nadel wieder aus Gewebe und Haut ziehen. Mehr zum Thema finden Sie unter Wie spritze ich Insulin richtig?"
Das sagt Dr. Tews: "Wenn Sie bald nach dem Essen spazieren gehen, dann ist es tatsächlich günstig, wenn Sie weniger Insulin spritzen, um nicht zu viele Kohlenhydrate zu sich nehmen zu müssen. Bei ungeplanter Bewegung oder wenn die Mahlzeit schon eine Weile her ist, kann es dagegen unumgänglich sein, noch einmal extra Kohlenhydrate zu essen. Probieren Sie doch mal aus, ob es zum Beispiel auch mit Obst funktioniert. Ein kleiner Apfel zum Beispiel hat ungefähr zehn Gramm Kohlenhydrate."