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Derzeit haben Frauen ab dem Alter von 50 Jahren Anspruch auf eine Mammographie zur Brustkrebsfrüherkennung. Nun haben Expertinnen und Experten eine neue Empfehlung ausgesprochen. Demnach sollten auch Frauen ab 45 einen Anspruch auf die Untersuchung haben. Warum raten die Fachleute dazu – und unter welchen Bedingungen zahlt die Krankenkasse schon jetzt bei Jüngeren die Untersuchung?

Was empfehlen die Fachleute zur Mammographie?

Aktuell gilt: Frauen zwischen 50 und 69 Jahren haben alle zwei Jahre einen Anspruch auf eine Früherkennungsuntersuchung auf Brustkrebs mittels Mammographie. Berechtigte Frauen erhalten ein Einladungsschreiben, die gesetzlichen und auch die meisten privaten Krankenkassen zahlen die Untersuchung. Kürzlich wurde die Altersgrenze nach oben ausgeweitet: Ab dem 1. Juli 2024 wird die Mammographie auch Frauen bis 75 Jahren gezahlt.[1]

Nun hat sich eine Expertengruppe am Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) dafür ausgesprochen, die Altersgrenzen auch abzusenken: Bereits ab 45 Jahren sollen Frauen alle zwei Jahre an dem Screeningprogramm teilnehmen dürfen.[2]

Warum diese Empfehlung zur Mammographie?

Lange war nicht klar, ob auch Frauen unter 50 Jahren von einem Mammographie-Screening profitieren könnten. “In der Altersgruppe unter 50 Jahren erkranken nicht sehr viele Frauen an Brustkrebs. In absoluten Zahlen profitieren also weniger Frauen in dieser Altersgruppe“, erklärt Dr. Theresa Hunger vom BfS.

Außerdem haben jüngere Frauen ein dichteres Brustgewebe, was die Mammographie als Untersuchungsmethode unzuverlässiger macht. Es besteht das Risiko, dass Tumore übersehen werden oder aber, dass harmlose Veränderungen fälschlicherweise für Krebs gehalten werden. Das führt nicht nur zu unnötiger weiterer Diagnostik, sondern ist auch psychisch belastend. Zusätzlich geht mit der Mammographie eine – wenn auch geringe – Belastung mit Röntgenstrahlen einher, wodurch Krebs entstehen könnte. Daher wägen Fachleute immer genau ab, wem sie eine solche Untersuchung empfehlen: Der Nutzen muss das Risiko überwiegen.

Und genau das sieht jetzt das BfS nach Auswertung von Studien als gegeben an – ebenso wie das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen bereits 2022[3].

Da sich heutzutage die Technik der Mammographie verbessert hat, könnten Ärztinnen und Ärzte auch dichteres Brustgewebe besser untersuchen, schreiben die Fachleute am BfS. Der Nutzen einer regelmäßigen Screeningteilnahme überwiege zudem auch, wenn man die zusätzliche Belastung durch die Röntgenstrahlung miteinberechne, heißt es weiter in dem Bericht.[4] „Gerade bei den jungen Frauen wäre es wichtig, dass sie wirklich regelmäßig und langfristig am Screening teilnehmen“, betont Theresa Hunger. „Denn dann ist das Nutzen-Risiko-Verhältnis der Untersuchung am günstigsten“, so die Strahlenschutzexpertin.

Eine regelmäßige Mammographie wird Frauen ab 50 Jahren empfohlen um Brustkrebs im Frühstadium zu erkennen.

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Können sich Frauen ab 45 jetzt untersuchen lassen?

Die Empfehlung bedeutet noch nicht, dass Frauen ab 45 Jahren ab sofort am Mammographie-Screening teilnehmen dürfen. Zunächst braucht es eine Zulassung vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. Dafür bildet der aktuelle Bericht des BfS die wissenschaftliche Grundlage. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) muss dann entscheiden, ob die Teilnahme am Brustkrebsscreening für Frauen ab 45 Jahren von den Kassen gezahlt wird. Dies solle noch in diesem Jahr geschehen, so der G-BA auf Anfrage.[2]

Wann zahlt die Krankenkasse eine Mammographie unter 50?

Bisher haben Frauen ab 30 Jahren nur Anspruch auf eine jährliche Tastuntersuchung der Brust. „Hat eine Frau aber Beschwerden, einen auffälligen Tastbefund oder Veränderungen an der Brust, wie Rötungen oder Ausfluss aus der Brustwarze, können bildgebende Verfahren, wie die Mammographie auf Kosten der Krankenkasse durchgeführt werden - auch vor dem 50. Lebensjahr“, erklärt Dr. Antje Lebrecht von der Klinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Frauengesundheit am Universitätsklinikum Mainz.

Auch bei höherem Brustkrebsrisiko, zum Beispiel aufgrund einer genetischen Mutation, raten Fachleute schon ab 40 Jahren oder früher zu einer sogenannten intensivierten Brustkrebsfrüherkennung. Diese kann neben der Mammographie auch weitere Untersuchungsverfahren beinhalten. [5]

Wenn Sie denken, Sie sollten bereits vor ihrem 50. Lebensjahr eine Mammografie machen lassen, besprechen Sie das bitte mit Ihrem Frauenarzt oder ihrer Frauenärztin. Er oder sie kann Sie entsprechend beraten.

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Quellen:

  • [1] Gemeinsamer Bundesausschuss: Brustkrebs-Früherkennung – Mammographie-Screening-Programm. https://www.g-ba.de/... (Abgerufen am 21.03.2024)
  • [2] Bundesamt für Strahlenschutz: BfS: Mammographie-Screening-Programm auch für jüngere Frauen von Vorteil. https://www.bfs.de/... (Abgerufen am 21.03.2024)
  • [3] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: Mammografie-Screening-Programm: Das IQWiG empfiehlt, auch jüngere und ältere Frauen miteinzubeziehen. https://www.iqwig.de/... (Abgerufen am 21.03.2024)
  • [4] Bundesamt für Strahlenschutz: Brustkrebsfrüherkennung mittels Röntgenmammographie bei Frauen unter 50 Jahren. https://doris.bfs.de/... (Abgerufen am 21.03.2024)
  • [5] Deutsches Krebsforschungszentrum: Brustkrebs-Früherkennung: Mammographie-Screening und Abtasten. https://www.krebsinformationsdienst.de/... (Abgerufen am 21.03.2024)